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Leichte Sprache – schwere Sprache

Hinweis:
Dieser Artikel ist älter als 18 Monate / wurde seit 18 Monaten nicht aktualisiert. Dies kann (muss aber nicht) dazu führen, dass der Artikel, und / oder darin beschriebene Techniken, nicht mehr aktuell sind. Bitte berücksichtigen Sie diesen Hinweis bei der Lektüre.

Kaum ein Aspekt der Barrierefreiheit ist so missverständlich wie die Leichte Sprache.


Logo Leichte Sprache
Das Leichte Sprache Logo von Inclusion Europe – hier nur als Illustration eingesetzt.

Leichte Sprache ist eine speziell geregelte sprachliche Ausdrucksweise des Deutschen, die auf besonders leichte Verständlichkeit abzielt. Die Leichte Sprache soll Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen über eine geringe Kompetenz in der deutschen Sprache verfügen, das Verstehen von Texten erleichtern. Sie dient damit auch der Barrierefreiheit.

Quelle: de.wikipedia.org/wiki/Leichte_Sprache

Warum missverständlich?

Kaum jemand stellt die Berechtigung von

Gebärdensprache bei Nachrichtensendungen,

usw. usf. infrage.

Die Sinnhaftigkeit obiger Hilfsmittel /  Maßnahmen erschließt sich ohne Weiteres auch Menschen, die nicht speziell mit dem Thema Barrierefreiheit befasst sind.

Die Notwendigkeit und der Sinn von Leichter Sprache ist jedoch nicht selbsterklärend. Texte in Leichter Sprache werden von Unbeteiligten häufig abgetan als "Kindersprache", "… für geistig Minderbemittelte", und schlimmer.

Ein aktuelles Beispiel

liefert der Wirtschafts- und Finanzjournalist Manfred Gburek mit einem Verriss unter dem Titel Amtliches Gütesiegel für irreführende Geld-Tipps. "Analysiert" wird eine Broschüre der BaFin mit dem Titel Das kleine ABC der Geld-Anlage in Leichter Sprache.

Aus Sicht des Finanzjournalisten Gburek

… strotzt das Geld-ABC nur so vor Ungereimtheiten und Fehlinterpretationen … [weil] wichtige Begriffe zur Geldanlage aus aktueller Sicht entweder nicht die ihnen gebührende Erwähnung finden oder erst gar nicht vorkommen. Zum Beispiel: Bargeld, Bilanz, Chart, Crash, ETF, EZB, Geld, Geschäftsbericht, Inflation, Kredit, Riester-Rente, Sparer-Pauschbetrag und so weiter.

Der Autor hat es anscheinend nicht für nötig erachtet, sich vor der Erstellung seiner "Analyse" über das Konzept "Leichte Sprache" zu informieren. Obwohl die BaFin auf der Artikelseite fünf! Mal explizit darauf hinweist, dass die Broschüre in Leichter Sprache verfasst ist. Das Fazit des Artikels belegt diese meine Vermutung:

… von Anlagelaien verfasst worden, die sich vergeblich um eine populäre Sprache bemühen, mit der sie ihr Wissensdefizit zu kaschieren versuchen. Das artet immer wieder ins Lächerliche aus.

Nein, Herr Gburek, Leichte Sprache ist keine populäre Sprache, die von Laien verfasst wurde, und Sie sind nicht die Zielgruppe der Broschüre. Ihr Artikel ist eine einzige Themaverfehlung.

Über entsprechende Leserkommentare unter dem Artikel darf man sich dann nicht wundern. Beispiele:

Wer solche Sprache nötig hat dürfte kaum geschäftstfähig sein. In größerem Maß dürfte das für die Verfasser und noch viel stärker für die Auftraggeber dieses Mists gelten.

Mir stellt sich die Frage wie jemand der auf „leichte Sprache“ angewiesen ist genug Geld besitzen sollte um es irgendwie anzulegen.

Die Bemühungen der BaFin um Barrierefreiheit werden durch eine solche "Analyse" in ihr Gegenteil verkehrt.

Klarstellung

"Leichte Sprache" ist nicht einfach leichte, oder einfache, oder vereinfachte Sprache. Vielmehr ist Leichte Sprache ein Konzept, das vielen Menschen den Zugang zu Texten erst ermöglicht. Eine schöne Definition findet sich bei mdr.de

Und hier noch ein schönes Erklär-Video:

Quelle: YouTube – Lebenshilfe Bonn

Mein Fazit

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1 Kommentar

  1. Marc Haunschild schrieb am Mittwoch, 14.03.18 09:09 Uhr:

    Sprache ist nicht leicht oder schwer, sondern angemessen oder nicht. Was angemessen ist, hängt immer von der Zielgruppe ab. So kann das Fehlen von Fachausdrücken mit einer bekannten und definierten Bedeutung zu Missverständnissen und Fehlinterpretationen führen.
    Nicht umsonst sind ja die WCAG selbst in einer Sprache verfasst, die zwar nur von wenigen verstanden wird, in der aber jeder Begriff eine nachlesbare Bedeutung hat und wo solche Ausdrücke wie "programmatisch erkennbar" durchweg konsistent verwendet werden.
    Der Versuch die WCAG in leichter Sprache zu verfassen wird vermutlich nicht für mehr Klarheit und Verständlichkeit bei der Mehrzahl der Leser führen.
    Nichtsdestotrotz lässt sich die Bedeutung und der Sinn der WCAG oder eben auch ein "Kleines ABC der Geldanlage" in Leichter Sprache verfassen. Diese haben dann eine andere Zielgruppe und einen anderen Zweck.
    Sinnvoll wäre dann aber auch ein Glossar in dem _Fachbegriffe wie der Sparer-Pauschbetrag erklärt werden.
    Sonst sprechen Kunde und Bankangestellter beim beim nächsten Besuch in der örtlichen Sparkassenfiliale unterschiedliche Sprachen, womit wir wieder beim Thema Missverständnisse wären...

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